Zur Zeit der Gebietsreform trugen Landfrauen im Marburger Land noch vereinzelt Tracht. Wer sich auskannte, konnte an ihren Farben ablesen, aus welchem Dorf ihre Trägerin stammte und welcher Religion sie angehörte. Im evangelischen Marburger Land gab es um Amöneburg eine katholische Insel. Dörfer, die kaum einen Kilometer auseinander lagen, waren durch Trachten- und Religionsgrenzen getrennt. So trugen die Menschen in Moischt evangelische Tracht, während in Schröck die katholische Tracht zu finden war.
Handbesticktes Häubchen mit Band © Mattis Weber
Detailaufnahme eines handbestickten Häubchens © Mattis Weber
Leihgabe Trachten: Karl Böttner
Trachtenträgerinnen trugen ihre Haare zu einem sogenannten Schnatz gebunden. Der war - ähnlich einem Dutt - mittig auf dem Kopf festgesteckt. Frauen mit dünnem Haar ergänzten ihn um ein Haarteil. Zur Tracht gehörte stets eine Kopfbedeckung, sei es ein Tuch oder ein Häubchen, die je nach Anlass festlich bestickt, mit Perlen verziert und mit Bändern eingefasst sein konnte.
© Mattis Weber
Die meisten Frauen in den Dörfern waren geübt darin, gefüllte Körbe, Viehfutter und Brotlaibe als Traglast auf dem Kopf zu transportieren. Sie verwendeten ein gut gepolstertes Kissen, das sogenannte Ketzel oder Kitzel. In seiner Mitte gab es eine Aussparung. Darin befand sich die Kerbe, mit deren Hilfe unterschiedliche Güter transportiert wurden.
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