Frauen & Ritter

Schlussstein des Gewölbes der Firmaneikapelle

um 1280/85 | Sandstein

Gekröntes Haupt

Dieser Schmuckstein bildete die Mitte des gotischen Gewölbes in der 1286 geweihten Kapelle der Krankenstation im Bezirk des Deutschen Ordens. Warum an dieser Stelle ein gekrönter Kopf platziert wurde, lässt sich aus den überlieferten Quellen nicht erklären. 

Im Norden der Stadt Marburg fand im 13. Jahrhundert im Laufe von fünfzig Jahren der Bau von drei Hospitälern mit angegliederten Kapellen statt. Das von Elisabeth selbst 1228 gegründete Hospital befand sich an der Stelle, über der seit 1235 die große Kirche zu ihren Ehren entstand. Die Versorgung von Kranken wurde in ein Gebäude am Pilgrimstein verlegt, von dem heute die Ruine der ab 1235 errichteten Kapelle noch erhalten ist. Der dritte Hospitalbau trug in Marburg den Namen »Firmanei« (von mittellateinisch »infirmarium«: Krankenstube), stand nordwestlich der Elisabethkirche und war den Mitgliedern des Deutschen Ordens vorbehalten. Die zugehörige Kapelle wurde 1286 dem Heiligen Franz von Assisi geweiht. Es ist durchaus möglich, dass ein Reliquiar aus Elisabeths Franziskuskapelle hierher übertragen wurde, zumal in der großen Pilgerkirche die 1235 heiliggesprochene Elisabeth und bald deren Reliquien in einem prächtig geschmückten, goldenen Schrein im Mittelpunkt der Verehrung standen. Die »Firmanei« diente im späten 14. Jahrhundert als Weinschenke, im 16. Jahrhundert sind in der Kapelle Destiliergefäße aus Kupfer bezeugt. (CO)

copyright: © Bildarchiv Foto Marburg /Horst Fenchel