© Stadtarchiv Marburg
Für Kinder änderten sich mit der Gebietsreform oft die Schulwege und die Einzugsgebiete. Gisselberg, August 1974
© Stadtarchiv Marburg
In der Grundschule Elnhausen hinterlässt Oberbürgermeister Dr. Hanno Drechsler folgendes Versprechen: „Der Magistrat war hier und fand Eure Schule wunderschön. Deshalb soll sie auch so erhalten bleiben.“ September 1974.
Ein Zeichen für die neue Verwaltung war für nahezu alle spürbar: die Postleitzahlen wurden leicht verändert – und damit auch die persönlichen Adressen. Bei manchen änderte sich sogar der Straßenname, weil es im Stadtgebiet nicht zu Doppelungen kommen sollte. Aus dem „Birkenweg“ wurde in Bauerbach zum Beispiel der „Pflanzgarten“. Und es gab neue Ortsschilder.
Auf dem Lande lösten sich langsam die ehedem fast völlig selbstständigen Dorfgemeinschaften auf: Pendler*innen verließen täglich ihren Wohnsitz in den ländlichen Gemeinden, um in den städtischen Zentren zu arbeiten. Sie brachten ihre Eindrücke mit nach Hause. Wünsche nach moderneren Wohnungsverhältnissen, verkehrsgerechten Straßen und Wegen, Bildungseinrichtungen, gesundheitlicher Betreuung und nach Spiel- und Sportplätzen wurden laut. Und es entstanden - meist an den Ortsrändern – große Neubaugebiete.
Gleichzeitig verschwanden altgediente Gemeinnutzungen, Aufgaben und Orte. Dies galt für die einklassigen Dorfschulen, in denen alle Kinder zuvor häufig bis zur vierten Klasse in einem Raum unterrichtet worden waren. Die dörflichen Hausschlachtungen wurden seltener, das Back- oder Kühlhaus kaum mehr betrieben. Stattdessen erfüllten diese Aufgaben nun städtische Räumfahrzeuge, der Supermarkt auf der grünen Wiese, der heimische Backofen oder Kühlschrank. Regelmäßige Busverbindungen brachten ältere Kinder zu den Mittelpunktschulen und in die Kreisstadt. Auch die Müllentsorgung wurde von Marburg aus erledigt. Konsequent wurde die Müllkippe in Elnhausen zugeschüttet und begrünt. Kein Wunder also, dass Bebauungspläne, Schulen und Nahverkehr stets feste Punkte in den Eingemeindungsverträgen zwischen Marburg und den neuen Außenstadtteilen waren.
© Stadtarchiv Marburg
Im Neubaugebiet Cappel, August 1974
© Stadtarchiv Marburg
Wehrda in der Straße Zur Wann, rechts der Spielplatz Zur Wann und Bolzplatz, August 1974