Die stark beschädigte Steinskulptur dokumentiert heute in erster Linie einen »Bildersturm«, der 1619 in der Elisabethkirche stattfand, also etwa einhundert Jahre nach den ersten Ereignissen der Reformation. Martin Luther hatte einem Teil der religiös motivierten Bilder noch eine sinnvolle Rolle bei der Vermittlung des Glaubens zuerkannt. Nach der strengeren Auslegung des biblischen Bilderverbots durch Jean Calvin kam es zu einer ausgeprägten Bilderfeindlichkeit, welche zur Zerstörung großer Mengen von Kunstwerken führte.
Die Figuren stammen von einer um 1343 vollendeten, großen Trennwand, welche in der Elisabethkirche den Bereich für die Pilger und die allgemeinen Gläubigen von der Versammlungsstätte des Deutschen Ordens trennte. Wie fast immer in der mittelalterlichen christlichen Bildwelt handelte es sich bei der Ausstattung um ein Angebot von großer Fülle: Zahlreiche Heilige waren dort in den mehr als vierzig Nischen als Zeuginnen und Zeugen des Glaubens präsentiert. Ihre Erscheinung trug dazu bei, den Kirchenraum als Sphäre der Heiligkeit zu erleben. (CO)
copyright: © Bildarchiv Foto Marburg /Horst Fenchel